Von INGA GRIESE
Berlin – Sie lebt unser aller Traum von 1001 Nacht. Als die promovierte Juristin, geschiedene Gabriele Prinzessin zu Leinigen, Tochter der Unternehmerin und Wienerwald-Saniererin Renate Thyssen-Henne vor fünf Jahren den Aga Khan heiratete, staunte die Welt und Deutschlands Mütter ärgerten sich.
Doch es sind nicht etwa die glanzvollen High-Society-Auftritte mit seiner schönen Begum Inaara, wie sie jetzt heißt, die das Leben des Harvard-Absolventen bestimmen. Karim Aga Khan, bescheiden und fast schüchtern auf dem gesellschaftlichen Parkett, führt die weltweit verstreut lebenden rund 20 Millionen Ismaeliten, eine muslimische Glaubensgemeinschaft.
Sein „Aga Khan Development Network" ist die weltweit größte private Entwicklungshilfe-Organisation. Sein Vermögen ist unermesslich. Die Aufgaben aber auch.
Das gilt auch für die Begum. Als Präsidentin von „Focus", der ismaelitischen Soforthilfe-Organisation für Krisensituationen, organisiert die Vierzigjährige internationale Einsätze.
Doch genauso wichtig ist der zweifachen Mutter, die Belange von Kindern und das soziales Engagement in ihrer deutschen Heimat.
Mit BILD sprach sie über den neugegründeten Verein „Innocence in Danger" (Unschuld in Gefahr), der gegen Kinderpornografie im Internet kämpft. Die pornografische Ausnutzung im Netz ähnelt dem Drogenhandel, ist gewinnträchtig, gut organisiert und hochkriminell. Am 19. September wird die Prinzessin als Schirmherrin der ersten großen Gala des Vereins in Berlin fungieren:
BILD: Begum, wieso kümmern Sie sich ausgerechnet um dieses Tabuthema?
Begum: Wenn Kinder zu Opfern von sexueller Gewalt werden, dann betrifft das uns alle. Wir alle haben, unabhängig von unserer beruflichen oder gesellschaftlichen Stellung, die Verpflichtung einzuschreiten, die Behörden und die Öffentlichkeit zu informieren. Kinderpornografie im Internet zu verbreiten, ist besonders verwerflich, da eine einmal begangene Tat wieder und wieder gezeigt wird. Das ist für die Opfer und deren Angehörige sehr schlimm.
BILD: Wann und warum wurde Innocence in Danger gegründet?
Begum: Die internationale Organisation wurde 1999 am Rande einer UNESCO-Konferenz von weltweit einflussreichen Persönlichkeiten ins Leben gerufen, um den Missbrauch im Internet zu bekämpfen. Viel Kraft ist dafür notwendig. Die Zahlen sind erschreckend, für jede geschlossene Seite mit pädo-kriminellem Hintergrund kommen zwei neue.
BILD: Bei solchen Partys fragt man sich immer: Warum werden die Kosten nicht gleich gestiftet?
Begum: Weil es um mehr geht. Natürlich brauchen wir Geld, um Know-how zu bündeln, Projekte und Prävention zu finanzieren. Doch darüber hinaus muss politischer Lobbyismus betrieben werden, muss über das Thema gesprochen werden, damit es aus der Tabuzone herauskommt. Prominente schaffen mehr öffentliche Aufmerksamkeit. Ich finde es sehr gut, dass sich unsere Familienministerin Renate Schmidt ebenfalls engagiert. Wichtig ist auch das Expertenforum, das am 19. September vormittags im Abgeordnetenhaus tagen wird.
BILD: Kennen Sie persönlich Betroffene?
Begum: Nein. Viele kennen sie nicht, denn die meisten Opfer melden sich nicht. Darum ist es um so wichtiger, dass wir, also die Gemeinschaft, alles daransetzen, unseren Kindern derartige Erfahrungen zu ersparen.